Im Gesang, wie auch im Leben, ist es gesund, in seinem Ausdruck natürlich zu bleiben. Wir beginnen, wenn wir singen wollen, immer in unserer körperlich-seelischen Mitte. Das bedeutet: In dem Wissen, dass der Ton auf uns zu kommt, sind wir bereit, erwartungsvoll, in gesunder Spannung und doch im Zwerchfell gelöst, um dann gar nicht anders zu können, als im rechten Moment einzusetzen. Auch unser Gesicht beginnt nicht vorher, den Ton zu formen – sonst ziehen wir uns aus unserer Mitte wieder heraus. Der Ausdruck beginnt in unserer Mitte und spiegelt sich dann im Gesicht wider und nicht umgekehrt.
Wenn wir dann singen, ist es sehr hilfreich, sich in Atempausen immer wieder im Zwerchfell zu lösen. Wir bewegen den Text, den Gesang in unserer inneren Mitte – dadurch blüht er auf. Konzentrieren wir uns darauf, den Ausdruck in unserer Mitte zu finden, sind wir automatisch im Sog (inhalare la voce) – und damit wird gewährleistet, dass unsere Stimme von der Muskulatur des Zwerchfells gestützt wird. Auch der Registerwechsel ist dann vom Sänger nicht mehr zu spüren. Jeder übertriebene Ausdruck, jede zu starke Anspannung im Körper, im Gesicht machen den Eindruck, als ob wir uns „abarbeiten“. Der Klang der Stimme wird dadurch nicht schöner.
Wir können darauf vertrauen, dass Körper, Seele und Geist in unserer Mitte wirksam sind. Das ist gesund – das ist heilsam.