Es ist sicherlich nicht allgemein bekannt, dass das zentrierte Sprechen eines Liedtextes, eines Gedichtes, eines künstlerischen Textes, aber auch im Alltag dazu führt, dass sich der Raumklang verändert. Der Klang der Sprache wird warm, weich und füllt doch, sogar leise gesprochen, den Raum ganz und gar bis hin zur letzten Reihe auch großer Räume.
Was bedeutet das? Zum einen natürlich: Der Sprecher schont seine Stimme, er vermeidet Anstrengung. Zum anderen: Er erreicht seine Zuhörer sehr viel intensiver, er zieht sie in seinen Bann. Das aber kann er nur, weil er sich selbst in seiner Mitte als ganz und gar anwesend erlebt – aus Herz und Verstand sprechend, konzentriert und mit Freude, ganz in seiner Ruhe und doch gleichzeitig voller Energie.
Manchmal erweist es sich als sinn- und effektvoll, langsamer zu sprechen als gewöhnlich. Warum? Weil die Seele jedes Wort erfassen will – gerade im Gedicht, vor allem im vertonten Gedicht. Denn nur dort, wo der Sprecher/Sänger seelisch jedes Wort erfassen kann, wird dieses Wort in der Tiefe bewusst werden und nur dort wo er es vollständig bewusst wahrnehmen kann, wird der Klang der Stimme seelisch. Dann beginnt der Mensch stimmig zu sprechen und findet dadurch seinen gesunden und natürlichen Ausdruck.
Sprechen aus der Mitte ist eine zutiefst heilsame Methode, seine Stimme wieder gesunden zu lassen. Sie ist meines Erachtens auch für jeden Sänger sehr hilfreich, sich sicher und musikalisch in seiner Stimme zu fühlen.