Oldenburg

Liebe Sänger und Sängerinnen,

ich freue mich, Sie auf meiner Seite begrüßen zu dürfen. Seit dem 01.02.2016 haben wir – mein Lebensgefährte Eckart Matthias Seeck und ich – unser schönes Haus in Oldenburg Etzhorn bezogen. Hier möchten wir Sie herzlich willkommen heißen zum Gesangs- und Klavierunterricht!

Der Unterricht, den wir in unseren lichtdurchfluteten Räumen geben, ist ein besonderer: Wir möchten Ihnen den Weg zu Ihrer Mitte zeigen, wie Sie Geist, Körper und Seele in Einklang bringen können und wie Sie dadurch in Ihren ureigenen musikalischen Ausdruck kommen. Sie spielen und singen auf diese Weise nicht nur besonders schön und erleben dadurch Freude an Ihrem Spiel und Ihrer Stimme, sondern erfahren in sich selbst, wie die innere und äußere Welt miteinander zusammenhängen.

Eckart Matthias Seeck unterrichtet Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Klavierspiel und ich, Vivian Middelmann, unterrichte Jugendliche und Erwachsene im klassischen Gesang.

In meinem unten stehenden Blog finden Sie viele Texte, die ich über das Singen geschrieben habe.

Sehen Sie auch unter http://www.unterricht-klavier-gesang-oldenburg.de
Dort stellen wir uns gemeinsam vor.

Ich würde mich freuen, Sie bald begrüßen zu dürfen.

Alles Liebe bis dahin wünscht Ihnen

Ihre Vivian Middelmann

Singen – Ein seelischer Wachstumsprozess – Singen im freien Klang

Auch von meiner wunderbaren Feldenkrais-Lehrerin Barbara Martin habe ich gelernt, dass wir im täglichen Leben oft viel zu viele Muskeln benutzen, die wir gar nicht benötigen – und natürlich manchmal zu wenige oder die falschen. Durch tägliches Üben erinnert sich unser Körper wieder an die natürlichen Bewegungsabläufe.

Was bedeutet das nun konkret im Gesangsunterricht? Es bedeutet, dass wir dort loslassen, wo wir meinen festhalten zu müssen,  z. B. im Nacken-/Schulterbereich oder im Kiefer. Wir müssen unser Bedürfnis loslassen, die Abläufe  kontrollieren zu wollen. Gleichzeitig dürfen wir unseren Körper wieder mitmachen lassen bei allem, was wir ausdrücken wollen. Ein Zuhörer, der gleichzeitig auch Zuschauer ist, will sehend glauben und miterleben können, was der Sänger ausdrücken möchte. Wenn allein unser Intellekt die Aufsicht übernimmt, so ist dies auch körperlich sichtbar. Deshalb sage ich oft spaßeshalber: der Kopf gehört zum Körper – er ist nicht der Dirigent!

Es bedeutet sich freizumachen von Vorstellungen, wie etwas zu klingen hat, ob wir gut singen oder wie wir den Text in der Musik inszenieren wollen. Es gibt eine höhere Intelligenz und sie ist in unserm Körper wirksam. Im Endeffekt ist es diese Kraft, der wir uns anvertrauen können. Ja, wir nehmen uns sogar zurück in der intensiven Konzentration auf die Musik. Es geht nicht mehr darum, ob ich etwas gut singe, sondern ich konzentriere mich ganz und gar auf das Musikstück.

Das Singen in diesem Sinne wird zum Prozess des seelischen Wachstums –  unseres Gottvertrauen, unsererer seelische Freiheit und Liebesfähigkeit. Im Feldenkrais- sowie im Gesangsunterricht erinnern wir uns wieder daran, dass wir unsere Bewegungen, unser Singen in eine Einfachheit führen können, von der wir oft nur ahnen, dass es sie gibt.

Die Atmung des Sängers

Frei soll sie sein! Es ist so schön anzusehen, wenn ein Sänger im Konzert ganz in seinem Ausdruck steht. Wenn sein sängerischer Ausdruck sich widerspiegelt in seinem Gesicht und seinen Gesten – unkompliziert und natürlich – und dazu gehört auch die Atmung.

So sieht man einem Sänger, der sich in seiner Mitte fühlt, nicht an, dass er atmet – es fällt kaum auf. Zumindest zu Beginn einer jeden Phrase ist die sichtbare Bauchmuskulatur entspannt und weich und lässt das Atmen bis in die Tiefe zu.  Der Sänger kann nur ganz in seinen Ausdruck kommen, wenn er sein Zwerchfell frei arbeiten lässt. So, als wenn er eine schöne Geschichte erzählen möchte. Die Luft reicht bestimmt, denn je weniger sich der Sänger beim Atmen anstrengt, desto mehr Luft strömt in seinen Körper.

Doch gilt hier zu beachten, dass ein Sänger sein Energiepotential ausschöpfen muss, sonst reicht seine Luft eben doch nicht. Hier gilt es zu sehen, dass es einen feinen Unterschied gibt zwischen Anstrengung und lustvoller Kraft. Es ist schon eine Entwicklung, bis ein Sänger seine Mitte findet – seine körperliche Mitte: die Balance zwischen vorn, hinten, oben und unten – seine seelische Mitte: ganz in der Empfindung, aber nicht „gefühlig“ – die geistige Mitte: im Vertrauen zu sich und dem Kosmos.

So steht über allem,  für mein Empfinden,  das Vertrauen in eine geistige Kraft. Sie bewirkt die Liebe und Freude des Sängers beim Musizieren. Dann greift alles ineinander. Wir sind ganz vollständig und dabei auch vollkommen einmalig. Alles ist dann miteinander verbunden und doch differenziert. Denn in meiner Mitte bin ich nicht nur mit mir selbst, sondern mit allen und allem verbunden – gerade durch meinen Atem.

Meine Sänger-Gesundheit

Mit Freude singe ich nun schon seit meinen Kindertagen. Als Kind war ich oftmals krank – hatte Mandelentzündungen und Bronchitis. Im Laufe meiner Jugendjahre hatte ich die Anfälligkeit, krank zu werden verloren. Jedoch im Alter von ca. 33 Jahren entwickelten sich Probleme mit meinen Nebenhöhlen: mein Geruchs- und Geschmackssinn verabschiedete sich!  Es stellte sich heraus, dass ich auf alle möglichen Lebensmittel unverträglich reagierte.  Für einen lebenslustigen Menschen wie mich war das wirklich mehr als störend.

Was soll ich sagen: Die ganze Geschichte hat 25 Jahre gedauert. Bis ich  auf Hiddensee, einer wunderschönen Ostseeinsel ohne Autoverkehr, Urlaub machte. Innerhalb von zwei Wochen verschwanden alle Probleme und ich war vollständig gesund!!! Ich konnte die feinsten Gerüche wahrnehmen und mein Geschmachssinn war vollkommen wieder hergestellt. Ich hatte schon vorher auf Hiddensee Urlaub gemacht und auch auf Nordseeinseln – aber nie eine so lange Zeit. Die Ruhe, der gute Schlaf, keine Sorgen, kein Autofahren, keine Abgase und der Aufenthalt am Meer haben mich gesunden lassen. Das Beste war für mich auch die Bewegung auf dem Fahrrad an der Luft.

Drei Wochen nach meinem Urlaub – zurück in Berlin – verschwand mein Geruchs- und Geschmackssinn wieder. Mein Fazit: Ich ziehe in die Natur – in die Nähe einer kleineren Stadt, die ich für meine Arbeit und als Anregung brauche. Doch mein ganzes Körper- und Seelensystem benötigt zwischendurch unbedingte Ruhe und das Auftanken in der Natur.

Nachtrag im Jahr 2019:  Was mir zusätzlich und endgültig geholfen hat, ist, dass ich mich jetzt pflanzlich vollwertig ernähre. Nebenhöhlenprobleme – ade!  Schlafprobleme – ade!

Innen wie außen – ganz im Jetzt – Singen im freien Klang

Das, was ich innerlich erlebe, soll sich im Außen, in meinem Körper spiegeln. Es geht eine innere Bewegung durch mich hindurch, denn ich erlebe die Musik, das Lied zu allererst durch das Wort. Nur wenn der Text mich innerlich bewegt, wird sich die innere Bewegung auch in meinem Körper fortsetzen. Der körperliche Ausdruck spiegelt dann ganz genau mein inneres Empfinden. Dann bin ich ganz geistesgegenwärtig – dann wird das Wort innerlich erlebt und wird im Gesang zum wahrhaftigen Klang. Mein Körper verbindet sich mit der Seele und dem Geist. Ich bin ganz im Jetzt. Die Stimme folgt.

Liebe das, was Du tust – Singen im freien Klang

Das, was ich liebe, das erfüllt mich, das mobilisiert meine stärksten inneren Kräfte – das was ich liebe, wird schön – ist schön. Wenn ich singe und ich bin mit mir selbst im Reinen, dann bin ich mutig und gebe nicht auf, bleibe dabei. Das Singen aus der Mitte, im freien Klang, ist ein Prozess, der die eigenen Kräfte stärkt. Es ist nicht im herkömmlichen Sinne eine Technik – es ist eine „Technik“, die mein Körper zur Verfügung stellt, wenn ich mich auf meine körperlich-seelische Mitte konzentriere. In meiner Mitte lerne ich mich kennen, meine Stärken und natürlich auch meine Schwächen und Ängste.

Das Kennenlernen, das Hineinspüren in den Ton, in den Text, in die Musik – das alles ist ein Prozess. Ich lerne von innen zu spüren und so bemerke ich, wo ich noch nicht frei bin, wo ich noch kontrolliere und festhalte. Je freier ich werde, desto durchlässiger wird mein Körper – denn mein Körper ist mein Instrument und meine Seele singt in meinem Körper. Das Hineinspüren in den Text und die Musik ist in unserer heutigen Zeit, in der alles so schnell gehen muss, nicht selbstverständlich. Wirklich einzutauchen bedeutet auch, sich Zeit zu nehmen für sich und die Musik. Eine liebevolle Hinwendung zu dem, was ich tue, ist auch eine Form der Selbstliebe. Es ist ein innerer Wachstumsprozess, der mit dem Singen aus der Mitte einhergeht. Nicht nur mein Gesang wird immer schöner, sondern auch mein Innerstes immer leuchtender.

Zentriertes Singen ist gesund und heilsam

Im Gesang, wie auch im Leben, ist es gesund, in seinem Ausdruck natürlich zu bleiben. Wir beginnen, wenn wir singen wollen, immer in unserer körperlich-seelischen Mitte. Das bedeutet: In dem Wissen, dass der Ton auf uns zu kommt, sind wir bereit, erwartungsvoll, in gesunder Spannung und doch im Zwerchfell gelöst, um dann gar nicht anders zu können, als im rechten Moment einzusetzen. Auch unser Gesicht beginnt nicht vorher, den Ton zu formen – sonst ziehen wir uns aus unserer Mitte wieder heraus. Der Ausdruck beginnt in unserer Mitte und spiegelt sich dann im Gesicht wider und nicht umgekehrt.

Wenn wir dann singen, ist es sehr hilfreich, sich in Atempausen immer wieder im Zwerchfell zu lösen. Wir bewegen den Text, den Gesang in unserer inneren Mitte – dadurch blüht er auf. Konzentrieren wir uns darauf, den Ausdruck in unserer Mitte zu finden, sind wir automatisch im Sog (inhalare la voce) – und damit wird gewährleistet, dass unsere Stimme von der Muskulatur des Zwerchfells gestützt wird. Auch der Registerwechsel ist dann vom Sänger nicht mehr zu spüren. Jeder übertriebene Ausdruck, jede zu starke Anspannung im Körper, im Gesicht machen den Eindruck, als ob wir uns „abarbeiten“. Der Klang der Stimme wird dadurch nicht schöner.

Wir können darauf vertrauen, dass Körper, Seele und Geist in unserer Mitte wirksam sind. Das ist gesund – das ist heilsam.

Singen im freien Klang – Singen im Flow

Der Flow, der sich im zentrierten Singen einstellen kann, ist eine nahezu unbeschreibliche Erfahrung. Es ist nicht nur eine körperliche Bewusstheit, die sich einstellt, eine totale Balance von Körper und Seele, sondern auch eine Klangerfahrung, die immer wieder überwältigend ist. Eben noch war ich müde, habe ganz gut gesungen, doch irgend etwas fehlte – die Leichtigkeit? – die völlige Durchdringung des Raumes? – habe ich irgendwo festgehalten? – fehlte es an Textverständnis? – oder ist mir meine Freude abhanden gekommen und zuviel Anstrengung da? Eigentlich hatte ich schon aufgegeben und war irgendwie mutlos und ein wenig enttäuscht. Doch ich habe mich „aufgerappelt“ und meine Arie trotz Müdigkeit noch einmal gesungen. Und dann passierte es: Ich wurde wie von Zauberhand getragen – alles war ganz leicht, mein Klang stark, mein Ausdruck tief, meine Farben leuchtend, meine Müdigkeit verflogen. Ich war ganz in mir, in meiner Musik und in meiner Freude. Ich war ganz in meiner Mitte, ganz im Flow.

Ich bin, also singe ich

Ich bin
Ich spüre in mich hinein
Ich vergesse die Zeit
Ich fühle Musik
Ich bin Musik
Ich klinge
Ich bin Schwingung
Ich fühle mich wohl
Ich höre meinen Klang
Ich bin groß
Ich weite mich
Ich fühle die Freude, die mich durchströmt
Es ist lustvoll
Es ist kraftvoll
Es fließt durch mich hindurch
Ich fühle mich frei
Ich singe

Warum es heilsam ist, zentriert zu singen

Ein Mensch, der in seiner Mitte ruht, ist entspannt und ausgeglichen. Er handelt aus seiner Ruhe heraus und ist dabei in einem friedvollen und freudvollen Gemütszustand. Dieses geistige Wohlbefinden spiegelt sich im Körper und in der Stimme. Der Mensch ist gesund.

Doch auch in bewegten Zeiten, können wir lernen,  Ruhe zu bewahren, zuversichtlich zu sein und nach Lösungen zu suchen. Dabei ist es wichtig, sich selbst wahrzunehmen und gegebenenfalls Änderungen im Leben vorzunehmen,  um gesund zu bleiben. Im Singen spüren wir, wie schön und leicht die Stimme geführt werden kann, wenn wir in unserer Balance, in unserer körperlich-seelischen Mitte sind. Wir können loslassen und uns ganz dem Musikstück hingeben – singen wird einfach.

Wir spüren aber auch, was nicht funktioniert und was die Stimmbänder belastet, was krank macht:
– zu starker Ehrgeiz
– mentales „machen wollen“
– Kritiksucht – auch sich selbst gegenüber
– körperliche Anspannung durch Stress
– Unsicherheit
– Mutlosigkeit
usw.
Über den Klang der Stimme hören wir, ob wir zentriert singen,  und so können wir unser Bewusstsein immer wieder in unsere körperliche Mitte lenken. Finden wir unsere Mitte, so bekommen wir Hilfe: Körper und Geist vereinen sich. Es ist wunderbar,  ja,  es ist wie ein Wunder, denn das Singen bekommt auf einmal eine hohe Qualität, Leichtigkeit und gleichzeitig Tiefe. In seiner Mitte ruhend, findet der Mensch, findet der Sänger nicht nur seine gesunde Stimme, sondern allgemein Gesundheit.